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Aufzucht / Zucht

Folgend möchten wir euch einen kleinen Bericht über die Aufzucht unserer geliebten Malawiseebuntbarsche präsentieren. Oft liest man Fragen wie "Wie ziehe ich die kleinen am besten auf?". Hier gibt Jan Steger uns einen kleinen Einblick.

Dieser Bericht soll großen Züchtern mit riesigen Anlagen natürlich keine Hilfestellung sein. Der Beitrag richtet sich eher an den "normalen" Halter, der gerne mal einen Wurf aufziehen möchte, oder sich gar nur informieren mag.

Ziss-Breedingbox

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Eine der faszinierendsten Verhaltensweisen ist die Brutpflege unserer Malawiseebuntbarsche. Natürlich ist es, dass in jedem Halter irgendwann einmal der Drang spürbar wird, selbst einmal Jungtiere aufzuziehen um dies alles zu beobachten.

Im Vorfeld sollte sich jeder Halter zwei Fragen stellen:

 

1. Sind meine Tiere überhaupt zur Zucht geeignet?

Wirft man einen Blick in die gängigen Kleinanzeigen wird einem schnell klar, dass sehr viel Angeboten wird. Überwiegend muss man dabei feststellen, dass es sich dabei meist um Tiere minderer Qualität oder Hybriden handelt.

Daher ist erst einmal zu klären, ob mit den vorhandenen potentiellen Zuchttieren überhaupt genug Qualität vorhanden. Wir sollten darauf achten, dass die Elterntiere artenrein und optisch den wilden Verwandten möglichst identisch sehen.

Tiere die bereits in der x-ten Generation nachgezüchtet wurden haben meist nicht mehr viel mit einem Wildfang der gleichen Art gemeinsam und sollten daher nicht verwendet werden. Dies bedeutet nicht, dass zwangsweise nur mit wilden Tieren gezüchtet werden soll. Gute Nachzuchten der F1 oder F2-Generation sind dazu ebenfalls bestens geeignet.

 

2. Kann ich die Jungfische später auch gut unterbringen bzw. vermitteln?

Wie erwähnt ist der Markt an Nachzuchten (die Qualität mal außen vor gelassen) recht groß.  Man muss sich im Klaren sein, dass ein Wurf je nach Art im Normalfall ca. 25-60 Jungtiere bringen kann. Bei Räubern durchaus noch deutlich mehr. Haben diese Tiere dann mal eine Größe von 5-7cm erreicht, muss man diese auch irgendwie unterbringen. Von dem bis dahin anfallendem Aufwand mit Aufzuchtbecken, Wasserwechseln etc. mal ganz zu schweigen. Nicht jeder hat die Möglichkeiten diese Tiere zu behalten und der Markt gibt dies manchmal einfach nicht her. Tiefstpreise, Abgabe an Käufer ohne Erfahrung (Hauptsache weg) oder Toilette sollten für keinen verantwortungsbewussten Tierliebhaber eine Option sein.

Also sollte man vorher gut nachdenken, ob das ganze Sinn macht.

Kann man diese beiden Fragen mit „JA“ beantworten so steht dem natürlich nichts im Wege. Im Folgenden soll ein beispielhafter Weg der Aufzucht von Jungfischen von der Paarung bis zur Abgabegröße von 5-7cm am Beispiel von Mbunas aufgezeigt werden.

 

Nach einer erfolgreichen Paarung beträgt die Tragzeit  je nach Umgebungsbedingungen ca. 21-25 Tage. Spätestens zu diesem Zeitpunkt sollte man das Weibchen in ein vorbereitetes separates Becken umsetzen. Ein ausschütteln, melken etc. sollte doch bitte im Sinne der Tiere nicht praktiziert werden. Ein Becken mit ca. 60l ist dazu mehr als ausreichend. Hier kann das Weibchen dann die Jungtiere in Ruhe entlassen. Wenn alle Jungen entlassen wurden und nicht mehr von der Mutter ins Maul genommen werden kann das Weibchen wieder in ihr normales Becken zurückgesetzt werden. Dies dauert im Regelfall 1-3 Tage. Aber auch hier gilt: Ausnahmen bilden die Regel.

Für die ersten paar Wochen empfiehlt es sich die kleinen nun in einen Aufzuchtkasten zu überführen. Hier können sie die Nahrung besser finden als in dem für sie riesigen Becken und es ist auch für den Halter einfacher sauber zu halten.

 

Ziss-Breedingbox Ziss-Breedingbox

 

Zu diesem Zeitpunkt ist der Dottersack der Jungfische in der Regel aufgebraucht und sie beginnen sofort mit der Nahrungsaufnahme. Gefüttert werden sollte mehrmals täglich in kleinen Mengen, so dass es nicht zu großen Futterrückständen am Boden kommt. Diese beginnen schnell zu schimmeln und verunreinigen das Wasser.

 

Es sind 4 Faktoren welche im wesentlichen das gesunde Wachstum der Tiere beeinflussen:

-          Wasserqualität

-          Platzangebot

-          Wassertemperatur

-          Futter

Die Wasserqualität ist mit das wichtigste bei der gesunden Aufzucht unserer Lieblinge. Durch die relativ großen Futtermengen und die Ausscheidungen der Tiere wird das Wasser schnell belastet. Daher sind regelmäßige Wasserwechsel das A und O. Zwei  bis drei mal die Woche 50% dürfen es schon sein, gerne mehr. Futterreste und Kot sollten möglichst täglich abgesaugt werden. Eine entsprechende Filterung des Beckens in dem der Kasten sich befindet ist natürlich auch vorausgesetzt.

Ein Aufzuchtkasten bzw. Aufzuchtbecken soll den Tieren natürlich den Raum lassen sich zu bewegen. Der Bewegungsdrang von sehr jungen Tieren ist dabei natürlich noch etwas geringer. Auch im See verstecken diese sich in der Phase noch in den Ritzen der Felsen vor Fressfeinden und schwimmen höchstens kurz hervor um einen Leckerbissen zu erhaschen. Mit zunehmender Größe wird der Bewegungsdrang aber größer und dem sollten wir auch gerecht werden indem wir das Aufzuchtbehältnis entsprechend wählen.

Und die Praxis zeigt:

Ist das Becken zu klein wachsen die Tiere einfach nicht mehr richtig.

Die Wassertemperatur beeinflusst den  Stoffwechsel unserer Schützlinge. Wärmeres Wasser sorgt für einen höheren Stoffwechsel. Die Tiere sind aktiver, nehmen mehr Futter auf und wachsen schneller. Ich selbst halte meine Aufzuchtbecken möglichst auf 25 Grad.

Futter ist natürlich ebenfalls essenziell. Geachtet werden sollte natürlich auf ein qualitativ gutes Futter welches wie erwähnt mehrmals am Tag in kleinen Mengen gereicht werden sollte. Die Größe der Flocken bzw. des Granulats muss der Größe der Fische angepasst werden.

Unter Einhaltung dieser vier  Punkte erreichen die Tiere schnell eine Größe von 1-1,5cm.

Jetzt ist der richtige Zeitpunkt die Tiere in ein eigenes Becken umzusetzen. Ein 54l-Standartbecken (60x30x30) hat sich dabei als vollkommen ausreichend erwiesen. Hier können die kleinen dann die nächsten Wochen heranwachsen bis sie eine Größe von ca. 3-4cm erreicht haben.  Die Einrichtung ist hier bewusst sporadisch gehalten um ein möglichst einfaches reinigen der Becken zu ermöglichen.

 

AufzuchtBecken 54L

Auf Sand wird hier noch verzichtet, da so besser der Boden abgesaugt werden kann. Man kann jedoch durchaus hier schon Bodengrund einbringen.

Dann ist es erneut Zeit für einen Umzug in ein größeres Becken.

In einem Becken mit ca. 112-150l wachsen die kleinen dann auf eine Größe von 5-6cm heran. Erste Männchen beginnen umzufärben und die Geschlechtsmerkmale werden sichtbar.  Hier kann man durchaus schon etwas Sand einbringen, damit die Tiere ihren natürlichen Bedürfnissen nachkommen können. Wichtig ist eben nur auch hier diesen regelmäßig abzusaugen.

Aufzuchtbecken

Die Tiere haben damit eine Größe erreicht in der sie problemlos ins Gesellschaftsbecken integriert werden oder abgegeben werden können.

Der hier gezeigte Weg soll ein grober Anhaltspunkt zur Aufzucht von gesunden Tieren sein. Es führen aber viele Wege nach Rom und es gibt sicherlich auch andere Verfahrensweisen.

 

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Beitrag: Jan Steger
Bilder: Jan Steger